Es gab eine einzige Veranstaltung in den kommenden Wochen, die wir zugesagt und auf die wir uns gefreut haben: Das Laternenfest in der Krippe. Seitdem das Meermädchen in der Krippe ist, gab es durch Corona noch keine Möglichkeiten, andere Eltern aus der Gruppe wirklich kennenzulernen.
Ich habe mich so sehr auf die strahlenden Augen des Meermädchens gefreut im Lichtermeer. Zwischen den ganzen kleinen Kindern, die ihr so gut tun. Endlich Kinder! Was mich so glücklich macht.
Und ich habe mich darauf gefreut, im wahrsten Sinne des Wortes Licht zu tanken – vor einem, wie es aussieht, langen, einsamen Corona-Winter für uns.
Als ich heute den Aushang an der Krippe sah, schossen mir die Tränen in die Augen: Das Laternenfest ist abgesagt. Zu hoch ist das Risiko angesichts der viel zu hohen Inzidenz. Zu hoch auch, weil unsere Kinder nicht geimpft werden können. Im Gegensatz zu Erwachsenen, die die Impfung einfach verweigern.
Das Laternenfest ist abgesagt und die Entscheidung der Kita ist völlig richtig. Ich bin dankbar dass die Menschen dort so umsichtig sind. Es war nur ein Laternenfest, nächstes Jahr gibt es bestimmt eins. Vielleicht.
Statt des Fests draußen mit den Eltern werden die Erzieher*innen die Kita abdunkeln und tagsüber mit den Kindern und ihren selbst gebastelten Laternen durch die Räume laufen. Als ich zu Hause diesen Abschnitt vorgelesen habe, musste ich weinen. Weil‘s so unglaublich traurig und trotzdem ein bisschen restschön ist.
Es war nur ein Laternenfest, aber es war unser kleiner Lichtblick. Wir schränken uns seit Monaten ein, um unser Kind zu schützen. Und um nicht andere vulnerable Gruppen zu gefährden. Wir werden uns die kommenden Monate wieder einigeln, jeden Kontakt abwägen, wahrscheinlich viel spazieren gehen.
Die Entscheidung war richtig und doch bricht sie mir das Herz. Weil es einer von vielen kleinen und großen Tropfen in einem übervollen Fass ist. Ich kann und will nicht akzeptieren, dass meines und andere Kinder gefährdet werden, weil viel zu viele Erwachsene egozentrische Arschlöcher sind, die ihr Leben offenbar nicht wertschätzen und – das ist das Widerlichste daran – das anderer noch viel weniger.
Ich habe keinen Funken Verständnis mehr für all‘ die Menschen, die diese Pandemie wissentlich in die Länge ziehen und meinem Kind ein Stück Kindheit und uns als Familie so viel Zeit und so viele Erinnerungen rauben. Ich habe keine Geduld mehr und ich habe auch kein Verständnis mehr für das Zögern der Verantwortlichen.
Wieso bekommt es eine Kita-Leitung hin, mehr Verantwortung zu übernehmen und mehr Weitsicht zu beweisen als manch politischer Entscheidungsträgerin? ich will nicht mehr verzichten, während andere so leben, als wäre diese Pandemie vorbei. Ich bin müde und ich bin wütend. Am Wochenende werden der Mann und ich uns dann wohl Laternen basteln.